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Über mein Leben

Über die Dinge, die ich wirklich brauche

23. November 2020

Die letzten paar Tage haben mich so viele Emails erreicht wie noch nie. Mein Postfacht quillt über, und fast alle online-Händler, bei denen ich je bestellt habe, bombardieren mich mit Angeboten für den kommendem Black Friday! Die Emails, die ich wirklich lesen möchte, gehen dabei fast unter.

Der Black Friday ist in den USA der Freitag nach Thanksgiving, an dem die ersten Weihnachtsgeschenke gekauft werden. Die Geschäfte locken mit Rabatten und anderen Angeboten, öffnen schon am frühen Morgen ihre Läden, um möglichst viel Umsatz zu machen. Seit einigen Jahren erzielen die Händler an diesem Tag sogar ihren höchsten Jahresumsatz. Viele Menschen campieren nachts vor Geschäften, um bei Ladenöffnung das beste Schnäppchen zu erzielen.
Also ich verbringe meine Abende und Nächte lieber im Warmen, eingekuschelt in eine Decke, ein feine Tasse Tee und ein gutes Buch.

Doch mittlerweile muss man ja gar nicht mehr unbedingt eine kalte Nacht auf einem unbequemen Klappstuhl verbringen, um einen tollen Deal zu machen. Das online-Geschäft macht es möglich. Und weil ein Black Friday zu wenig ist, wurde das Ganze auf die Black Week ausgeweitet und endet dann schließlich am Cyber Monday.
Und ich bin wahrlich nicht immun gegen solche Lockangebote. Ein tolles Schnäppchen möchte doch jeder machen.

Doch welche Dinge brauche ich wirklich?

Dazu muss ich ein wenig ausholen.
Vor vielen Jahren war ich mit meinem Mann und einer kleinen Reisegruppe unterwegs in Indien.Noch nie habe ich so viele schöne Dinge und so viele erschreckende und traurige Dinge gleichermaßen gesehen.
Auf der einen Seite gibt es prächtige Tempel mit wunderschönen Götterfiguren, Kolonialbauten im französischen Stil und sehr gutes Essen.
Auf der anderen Seite gibt es so viele schäbige und menschenunwürdige Unterkünfte, Frauen, die nur zwei Kleidungsstücke besitzen und diese im Wechsel im kalten Wasser eines Flusses waschen müssen und Kinder, die am Straßenrand mit ihrer Familie leben und dort große Steine zu kleinen Steinen klopfen.
Das sind die Bilder, die mich auch nach so vielen Jahren nie losgelassen haben.

Nach der Reise kam ich nach Hause, so voller Eindrücke, dass es einige Zeit gedauert hat, bis ich wieder richtig in meinem alltäglichen Leben angekommen war. Ich war so dankbar für all meine Alltagshelfer wie Waschmaschine, Dusche, Fön, Herd, Geschirrspüler …
Das sind alles Dinge, die für uns so selbstverständlich sind und so vielen Menschen auf der Welt fehlen.

Wir stellen uns unter die Dusche, wann immer wir wollen, gönnen uns ab und zu auch ein ausgiebiges Bad in der Wanne. Wir treffen und mit Freundinnen (na ja, zur Zeit nur mit einer), um gemütlich einen Kaffee zu trinken (na ja, im Moment to go) und um anschließend auf Shoppingtour gehen. Denn wir kaufen gerne eine.
Mittlerweile kaufe ich verstärkt online, weil ich mich im Moment nicht so wohl fühle in einem großen Einkaufcenter mit vielen Menschen.
Doch egal ob in der Stadt oder online: Es ist oft ein Zeitvertreib, eher selten benötigen wir wirklich etwas Neues.

Das sehe ich in meinem Kleiderschrank. Ich habe mehrere Paar Schuhe in verschiedenen Farben, passend zu jedem Outfit und meist sogar noch die jeweils passende Handtasche dazu.
Und bei meiner Deko? Ich habe ein Sammelsurium an Vasen in allen Größen und Kerzenhaltern in allen erdenklichen Farben und Formen.
Doch wozu brauche ich so viel davon? Um zu jeder Jahreszeit die „richtige“ Farbe zu dekorieren?
Mehr als ein oder zwei Vasen benutze ich nie auf einmal, mehr als eine Handvoll Kerzen zünde ich selten an.

Seit ich mehr Zeit zu Hause verbringen, habe ich mir zudem einige Dinge gegönnt, um uns unser Heim schöner zu gestalten. Alle Anschaffungen waren wohlüberlegt. Immer mehr achte ich auch drauf, woher die Dinge stammen, die ich kaufe.
Und doch habe ich von so vielem einfach zu viel.
Wieso ist das so?

Wieso hat sich das alles angesammelt?

Wir leben in einer Zeit, in der sich ganz viele Menschen viel leisten können.
Meine Oma wurde 1920 geboren und war geprägt von ihren Erlebnissen und Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg.
Sie war Friseurin und hatte so gute Möglichkeiten, ihre Arbeit gegen Ware anzubieten, und so hatte sie meist genug Lebensmittel und Kleidung. Sie war durch und durch eine Kämpferin, der man nichts vormachen konnte, selbst im hohen Alter nicht.
Ihr Kaufverhalten war immer sehr zurückhaltend.
Ich erinnere mich noch genau, wie sie immer die Laufmaschen ihrer Strumpfhosen reparierte, Socken flickte, abgerissene Knöpfe annähte. Sie warf die Sachen erst weg, wenn nichts mehr zu retten war. Auch kann ich mich nicht erinnern, dass bei meiner Oma jemals Lebensmittel weggeworfen wurden. Sie hatte ihren Vorrat immer gut im Blick, kaufte nur das, was sie wirklich verbraucht hat. Ihre größten Ausgaben flossen in ihre Reisen. das war ihre Leidenschaft, wobei sie meist mit dem Reisebus innerhalb Europas unterwegs war, nicht zu vergleichen mit unseren Reisegewohnheiten heute.

Von ihr habe ich sehr viel gelernt. Elektrogeräte ersetzte ich erst, wenn sie wirklich kaputt sind und sich eine Reparatur nicht mehr rechnet, auch ich nähe Risse und Löcher in der Kleidung, und doch tappe ich bei anderen Sachen immer wieder in diese Falle, ein bestimmtes Teil unbedingt haben zu wollen. Wir leben hier in Deutschland größtenteils nicht nur im Wohlstand – nein, eher im Überfluss, und die Werbung hat einen ungemeinen Einfluss auf unser Kaufverhalten. Auch auf meines.

Was ich für mich besser machen möchte?

Ich möchte noch genauer überlegen, ob ich etwas wirklich brauche, ob ich es auch oft genug benutzen werde und was wirklich überflüssig ist, vor allem auch jetzt zur Advents- und Weihnachtszeit.

An neuer Weihnachtsdeko habe ich mir genau fünf neue Dinge gegönnt: einen großen Holzstern, einen kleinen weißen Stern, drei kleine Christbaumkugeln und ein kleines Weihnachtsauto. Ach ja, einen Wichtel für die Kinder gab es noch und unsere erste richtige Krippe, die mit alten Figuren meines Papas dekoriert werden wird.
Richtig mitgezählt? Es sind doch sechs Dinge geworden!

Was mir dieses Jahr vor allem besonders wichtig ist, das sind die Kleinigkeiten, die glücklich machen.
Es sind nicht die großen Geschenke.
Es sind die kleinen Freuden, die uns ein wenig verbinden sollen, wenn wir das Weihnachtsfest anders als sonst feiern werden.

Deshalb bekommen meine Familie und meine engsten Freunde kleine Adventskalender für die vier Adventssonntage. Die Päckchen, gefüllt mit süßen Leckereien und liebevoll Selbstgemachtem, werden diese Woche verschickt und zaubern hoffentlich ein Lächeln in die Gesichter. Das ersetzt natürlich nicht die Umarmungen, die uns allen so fehlen. Aber sie sollen zeigen, dass an alle gedacht wurde. Sie sollen Hoffnung geben, dass wir alle möglichst bald wieder ein wenig mehr so leben können wie vor der Pandemie. Natürlich wird es nicht mehr so werden wie es war.
Das Jetzt prägt, hat mein Verhalten geändert, in vielerlei Hinsicht. Und viele neue Gewohnheiten dürfen gerne bleiben.
Doch darüber schreibe ich ein anderes Mal.

Bis dahin gehe ich mal meine Vasen und Kerzenhalter aussortieren. Und vor allem lösche ich erst einmal ganz viele Newsletter.

Auf eine schöne Adventszeit mit vielen netten kleinen Überraschungen für viele liebe Menschen.

Eure Melanie

Der Beitrag enthält Werbung. Alle gezeigten Dinge sind selbst bezahlt.

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